Der polnische Botschafter Marek Prawda räumt im Ost-West-Forum Missverständnisse aus dem Weg.
Mit unserem polnischen Nachbarn verbindet uns eine schwierige, gemeinsame Geschichte. Misstrauen, Vorurteile und Selbstgerechtigkeiten wirken latent weiter. Offene Freundschaften sind nur in einzelnen Bereichen sichtbar. Der polnische Botschafter Marek Prawda versuchte dem Publikum des Ost-West-Forums Gut Gödelitz am Sonnabend anhand der Entwicklung Polens in den letzten 19 Jahren zu erklären, warum dies so ist. Mit Erfolg.
Das verhaltene Gegenüber beider Länder basiert auf zwei Ursachen. Zum einen sind es Missverständnisse, die beiden Staaten das Aneinanderrücken erschwert. „Wenn die Deutschen über ihre Geschichte reden, fehlt der polnische Aspekt“, so Marek Prawda. Jeder sollte versuchen, durch die Brille des Anderen zu blicken. Desweiteren ist es die Tatsache, dass Polen und Deutschland wichtige Debatten zu unterschiedlichen Zeitpunkten führen. Sei es die Aufarbeitung des Holocaust oder der Stasi. „Als der deutsche Osten nach dem Mauerfall mit der Stasi-Aufarbeitung begann, war dies für die Polen kein Thema“, so Prawda. Dies erzeugte Unverständnis auf beiden Seiten.
Prawda beweist ebenso, dass die Medien oftmals ein realitätsfernes Bild des deutsch-polnischen Verhältnisses zeichnen. Die Deutschen im Osten haben die Partnerschaft zu Polen zwar indoktriniert bekommen. Daraus sind in den Jahren jedoch echte Freundschaften zwischen deutsch-polnischen Betrieben sowie Familien entstanden. Besonders in den Grenzgebieten gibt es regen Austausch. Das Verhältnis zu Polen ist demnach nicht ohne die deutsche Geschichte der 40-jährigen Teilung zu beurteilen.
Marek Prawda ist ein Mann der leisen und feinfühligen, dennoch überzeugenden Töne. Behutsam und niemals phrasierend steht er den Gästen Rede und Antwort. Deutlich spürbar wird dabei der Soziologe in dem Botschafter. Prawda forschte über zehn Jahre am Institut für Soziologie an der polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau. Voran ging ein Studium an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in Leipzig (1979). Aus dieser Zeit hat der Botschafter bis heute noch freundschaftliche Kontakte. Erst seit 2006 ist er Botschafter seines Landes.
Von Dagmar Doms-Berger
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