Berge

Liebe Mitglieder und Freunde des ost-west-forums Gut Gödelitz, meine sehr verehrten Damen und Herren,

im Namen des Vorstandes unserer Bürgergemeinschaft heiße ich Sie alle herzlich willkommen.
Mein Name ist Wendelin Szalai. Ich gehöre dem Vorstand an und kümmere mich speziell um die Bilderausstellungen unseres Vereins.

Es freut mich sehr, dass wir gewissermaßen als Vorprogramm unserer heutigen Veranstaltung eine neue Ausstellung eröffnen können.

Gezeigt werden Arbeiten des Radebeuler Malers und Grafikers Dieter Beirich. Der Künstler und seine Frau sind anwesend und ich begrüße beide besonders herzlich.

Dieter Beirich ist den Mitgliedern und Freunden des Gödelitzer Vereins bereits aus einer früheren Ausstellung bekannt. Für die Neuen in unserer Runde nur soviel:
Beirich ist Jahrgang 1935. Nach einer Lehre als Dekorationsmaler hat er an der Hochschule für bildende Künste in Dresden studiert. Er hat sich dann als freischaffender Maler in Radebeul niedergelassen. Anschließend war er an der Pädagogischen Hochschule Dresden im Fach „Künstlerische Praxis“ in der Ausbildung von Kunsterziehern tätig. Er ist seit 1959 (!) verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter.

Seine neue Bilder-Präsentation hat er „Berge“ genannt. In ihr erleben wir den Künstler als einen naturverbundenen und sensiblen Menschen. Die Bilder lassen seine Stimmungen in der und mit der Natur erkennen – Ruhe und Freude, Besinnung und Bewunderung, Respekt und Bewahrungshoffnung.

Beirich beschränkt sich auf für ihn Wesentliches, malt seine Berge darum auch ohne Menschen und ohne Autos.

Gefühlvoll reflektierend und suchend geht er vor. Ich weiß von ihm, dass er die meisten seiner Bilder mehrfach übermalt. Naturalistische Widergabe ist seine Sache nicht. Und es sind nicht spektakuläre Gipfel, die ihn interessieren. Alltägliches und Bekanntes aus der näheren Heimat hat es ihm besonders angetan. Suchend spürt er Stimmungen, Eindrücken und Gefühlen nach.

Und überall entdeckt er für sich – und für die Betrachter seiner Bilder – das Schöne der Natur. Er liebt die Berge, liebt die Natur und lässt uns dies spüren.
Mir fällt dabei sein großer und berühmter Maler-Kollege ein. Vincent van Gogh hat formuliert: „Wenn man die Natur wahrhaft liebt, so findet man es überall schön.“

Doch die Freude an dem Schönen der Natur verbindet sich bei Dieter Beirich mit der Sorge um den Schutz und die Bewahrung dieser Schönheit, um die Rettung der für uns Menschen lebens-notwendigen Natur.
„Dieselben Naturkräfte, die es uns ermöglichen, zu den Sternen zu fliegen, versetzen uns auch in die Lage, unseren Stern zu vernichten.“

Diese warnenden Worte des deutsch-amerikanischen Raketenforschers Werner von Braun sind von zunehmender Aktualität. Und sie drängen sich mir vor den Arbeiten Dieter Beirichs auf.
Beirich arbeitet auch sich selbst in seinen Bildern ab – kritisch und selbstkritisch, zweifelnd und suchend. Wahrscheinlich ist in seinen Arbeiten auch vom Bezwingen innerer Berge die Rede, von den Mühen, den Erfolgen und auch den Fehlschlägen.

Mir kommt bei seinen Berg-Bildern ein weiterer bekannter Maler-Kollege in den Sinn, Wolfgang Mattheuer, das verstorbene Mitglied des Kuratoriums unseres ost-west-forums.

Dieser hat in mehreren Fassungen das Bezwingen eines Berges gemalt. Aber man sieht da keinen Gipfel, sondern Sisyphos, der sich immer wieder und immer erneut bemüht, einen großen und schweren Stein hinauf zu rollen. Es gelingt ihm nicht. Aber spätestens seit Albert Camus wissen wir, dass wir uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen müssen.

Dieter Beirich reflektiert grüblerisch und tief.
In meinen Augen ist er ein glücklicher Mensch. Und er ist dies nicht, obwohl, sondern weil er intensiv über sich und seine Zeit nachdenkt.
Nachdenken über sich selbst ist ja eine Toleranz schaffende und friedensstiftende geistige Tätigkeit. Intoleranz und Feindbilder speisen sich aus Vorurteilen und Denkfaulheit.
Dieter Beirich lässt uns in Gestalt von Bildern an seinen inneren Suchprozessen teilnehmen und er regt uns zu eigenem Reflektieren an, zum Nachdenken über uns selbst.
Wichtig für mich, dass Beirich bei allem grüblerischem Besorgtsein ein Optimist ist. Nicht zufällig blitzt in manchen seiner Bilder aus Dunklem kleines Goldenes und Grünhelles hoffnungsvoll hervor.
Gerade in der kalten und oft dunklen Winterzeit dürften viele Betrachter durch die Bilder von Dieter Beirich zu freudvoller und ermutigender Hoffnung angeregt werden.

Gerade dies wünsche ich uns allen von Herzen.