Vortrag und Gespräch mit Professor Dr. Mausfeld, Professor für Allgemeine Psychologie
Sonnabend, 5. Mai 2018, 18: 00 Uhr auf Gut Gödelitz, Alte Schäferei
In Davos, wo sich jährlich die Mächtigen dieser Welt treffen, wurde wieder einmal sorgenvoll auf die zunehmende Spaltung der Welt in Arm und Reich hingewiesen. Das sei nicht nur zwischen den Staaten der Welt so, sondern auch innerhalb der Staaten, einschließlich der reichen Industrienationen.
Sind wir noch eine Demokratie, wo jede Stimme gleich zählen sollte?
Wenn dies so ist, warum besitzt dann 40% der Bevölkerung gar kein Vermögen oder hat noch Schulden? Warum sind 15% arm und immer mehr Menschen fürchten sich vor Altersarmut? Sind das alles gefälschte, von interessierter Seite lancierte Statistiken?
Sollten die Zahlen aber korrekt sein – und Vieles spricht dafür: Warum ändert das unsere demokratisch gewählte und legitimierte Regierung nicht? Oder hat sich die, von den Vätern und Müttern unseres Grundgesetzes konzipierte Demokratie mittlerweile in eine Oligarchie verwandelt – in die Herrschaft der Wenigen?
Aufschluss sollte der letzte Armuts- und Reichtumsbericht geben, den das federführende Arbeitsministerium dieses Mal mit dem speziellen Auftrag versehen hatte, Fragen von gesellschaftlicher Macht durch Reichtum zu untersuchen.
Was die Wissenschaftler herausfanden, war Sprengstoff für die Demokratie: Je geringer die Einkommen, desto weniger beteiligen sich die Menschen an der Politik. Sie verzichten auf Wahlen. Der geringere Einfluss schlägt sich wiederum in politischen Entscheidungen nieder, wo die Interessen dieser Schicht der Bevölkerung kaum noch berücksichtigt werden.
Deshalb wenden sich noch mehr von der Politik ab – oder verstärken die politische Rechte.
Reiche hingegen haben auf Politik und Gesetzgebung sehr viel größeren Einfluss. Mit ihren Lobbyorganisationen, Stiftungen, Think Tanks, eingespielten persönlichen Kontakten und finanziellen Zuwendungen an Parteien und Abgeordnete beeinflussen sie Gesetze und andere politischen Entscheidungen ganz wesentlich zu ihren Gunsten. Die Konzentration von Reichtum führt zur Konzentration von Macht.
Professor Rainer Mausfeld, der seit Jahren kognitionspsychologische Kompetenz mit großem politischem Engagement verbindet, setzt sich mit den Gefahren der Zerstörung der Demokratie und den zunehmend verdeckten Mechanismen der Herrschaftsausübung im Neoliberalismus kritisch auseinander.
Er zeigt auf, wie der Neoliberalismus mit einer Ideologie der Alternativlosigkeit zum Verschwinden und zur zunehmenden Ächtung von Dissens führt, zur Unterdrückung der Artikulierung der Widersprüche zwischen Arm und Reich, zwischen den Besitzlosen und den Kapitaleignern.
Das begünstigt das Anwachsen populistischer Strömungen, vor allem am rechten Rand. Die zunehmende Ächtung vom grundlegenden Dissens hat mittlerweile den öffentlichen Debattenraum drastisch schrumpfen lassen. Damit werden ernsthafte Lösungsvorschläge für die drängendsten Probleme der Gegenwart als weit außerhalb des als ´zulässig´ oder ´vernünftig´ deklarierten öffentlichen Debattenraumes gedrängt. Diese Politik erstickt die demokratische Kultur des Landes. Da der öffentliche Debattenraum das Herzstück der Demokratie ist, wir damit der Demokratie selbst die Grundlage entzogen.
Prof. Mausfeld wird diese Themenfelder in seinem Vortrag behandeln.
Wir freuen uns, Professor Mausfeld als Gast des Ost-West-Forums auf Gut Gödelitz begrüßen zu dürfen. Zum Vortrag und dem anschließenden Gespräch möchten wir Sie herzlich einladen.
Zur Person: Rainer Mausfeld
Geboren 1949 in Iserlohn.
1969 – 1979 Studium der Psychologie, Mathematik und Philosophie an der Universität in Bonn sowie der Mathematischen Psychologie an der Universität Nijmegen, Niederlande.
Von 1979 bis 1981 war er Referent am Institut für Test-und Begabtenforschung der Studienstiftung des deutschen Volkes in Bonn. An der dortigen Universität promovierte er 1984. Drei Jahre später wurde er Visiting Research Professor an der University of California at Irvine.
1990 folgte die Habilitation an der Universität Bonn.
1992-1993 wurde Mauseld Professor für Allgemeine Psychologie an der Universität Mannheim, ein Jahr später wurde er an die Universität Kiel berufen.
1995 – 1996 Leiter einer internationalen Forschungsgruppe am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) in Bielefeld.
2004 wurde er zum Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina gewählt.
Die zahlreichen Veröffentlichungen von Professor Mausfeld, darunter auch die über die geheimen psychologischen Foltermethoden der CIA, sind im Internet einsehbar.