Veranstaltung am 14. April 2007
Die jüngsten Bestechungsskandale bei den Weltfirmen Siemens und Volkswagen lassen jedem, der noch guten Willens ist, den Atem stocken. Da werden massiv Steuern hinterzogen, es wird bestochen, mit Schwarzgeld Betriebsräte gekauft und Konkurrenzgewerkschaften zur IG-Metall finanziert.
Südamerika? Bananenrepublik? Nein – leider: Deutschland.
Nur die Vergesslichen können ausblenden, dass sich dies alles einreiht in eine ununterbrochene Kette von Politiker- und Beamtenbestechung, Ämterpatronage und Schmiergeld-Affären, die die Republik spätestens seit den 1980er Jahren immer wieder erschüttert. Fast haben wir uns daran gewöhnt. Bindet man dies jedoch alles zusammen mit der immer noch grassierenden Arbeitslosigkeit, der steigenden Staatsverschuldung, den finanziellen und seelischen Belastungen, mit denen die Masse der Bürgerinnen und Bürger täglich zu kämpfen hat und nimmt dann noch die selbst vom Bundespräsidenten kritisierten Millioneneinkommen von Spitzenmanagern in den Blick, dann sind die Sorgen um die Zukunft unserer Demokratie, um den Bestand des sozialen, demokratischen Rechtsstaates mehr als berechtigt. Wer da noch von „Alarmismus“ oder „Neiddebatte“ spricht, hat die Dramatik der Situation wirklich nicht verstanden.
Beruhigend nur, dass es noch zahlreiche glaubwürdige Politiker, seriöse Manager, unbestechliche Richter, mutige Journalisten und zupackende Staatsanwälte gibt, die gegen den schleichenden Zerfall unserer Gesellschaft ankämpfen. Viele von ihnen waren bereits Gast auf Gut Gödelitz. Einer von ihnen ist der Frankfurter Oberstaatsanwalt Wolfgang J. Schaupensteiner. Er war der erste, der die Korruption als strukurelles, flächendeckendes Phänomen in Deutschland erkannte und ins Rampenlicht der Öffentlichkeit gebracht hat. Von Anbeginn nutzte er die Medien, um auf die Gefahren aufmerksam zu machen, die die grassierende Korruption für die Wirtschaft, für den Staat und damit letztlich für uns alle bedeuten. Dass dies mittlerweile im Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit verankert ist, ist Teil seines Verdienstes. Unter den Staatsanwälten, die sich gegenwärtig speziell mit Korruptionsbekämpfung befassen, ist er der bei weitem erfolgreichste und prominenteste.
In seinem jüngsten Buch, das er zusammen mit der Bielefelder Kriminologin Professor Britta Bannenberg verfasste, wird die Korruption als „Wachstumsbranche“ beschrieben. Was zu tun ist, um dieses „Wachstum“ nicht weiter wuchern zu lassen, stellte Oberstaatsanwalt Schaupensteiner in seinem Vortrag dar.
zur Person:
Wolfgang J. Schaupensteiner (58)
Oberstaatsanwalt. Leitet die Sonderabteilung zur Bekämpfung der Korruptionskriminalität bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main.
Zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn war er Rechtsanwalt in einer wirtschaftsrechtlich orientierten Kanzlei und später als Richter in der Hessischen Staatsschutzkammer tätig.
Er ist als Korruptionsbeauftragter Ansprechpartner für die staatliche Verwaltung, für Wirtschaftsunternehmen und für Bürgerinnen und Bürger.
Seit vielen Jahren leitet er Seminare zur Korruptionsprävention und ist Referent auf nationalen und internationalen Fachkonferenzen.
Zu Fragen der Kontrolle und Bekämpfung von Korruption hat er wiederholt publiziert.
Wolfgang Schaupensteiner ist verheiratet und hat einen Sohn.