Ziel der Gödelitzer Biografiegespräche ist es, Menschen, die in unterschiedlichen kulturellen und gesellschaftlichen Kontexten aufwuchsen, einander näher zu bringen. Mit den 1994 von Axel Schmidt-Gödelitz initiierten Biografierunden zwischen Ost-und Westdeutschen sollen vor allem die tiefgehenden Vorurteilsstrukturen aufgebrochen werden, die die Beziehungen zwischen Ost- und Westdeutschen belasten und die innere Einheit Deutschlands unvollendet lassen. Seit 2009 wird das Gödelitzer Biografiemodell auch für den interkulturellen Dialog angewendet. Das ost-west-forum Gut Gödelitz e.V. bietet Biografiegespräche zwischen Deutschen und Türkeistämmigen, zwischen Deutschen und russischen Zuwanderern sowie zwischen Deutschen und Polen an. Hinweis: In dem Buch Mehr Dialog wagen!: Eine Ermutigung für Politik, gesellschaftliche Verständigung und internationale Friedensarbeit ( Wolfgang Metzner Verlag Frankfurt) ist ein ausführlicher Artikel über die Biografiegespräche veröffentlicht.
Ost – West Biografien
Jeden Monat lädt das ost-west-forum zehn Teilnehmer zu einer Biografie-Runde ein. Die Idee stammt von Wolfgang Thierse und Professor Dr. Peter von Oertzen. Beide warben kurz nach der Wende öffentlich dafür, dass Menschen aus beiden Teilen Deutschlands sich zusammensetzen und sich ihre Biografien erzählen. Nur so könne die erst nach der Wende entdeckte Fremdheit zwischen Ost und West abgebaut werden.
Die Biografiegespräche zwischen Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte laufen seit 2011. Zunächst wurden sie konzipiert als Gespräche zwischen Deutschen und Bürgern mit einer Einwanderungsgeschichte aus der Türkei. Erste Runden fanden auf Gut Gödelitz, in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen statt. Inzwischen gibt es die Biografiegespräche bundesweit in 18 Städten. Seit 2017 erweitert durch die Gruppe der zu uns geflohenen Menschen aus dem arabischen Raum. Seit dem Jahr 2020 hat sich das Projekt allen Menschen in diesem Land geöffnet, egal welcher Herkunft und Migrationsgeschichte.
Ziel der Biografiegespräche ist, Deutsche und Polen über die persönliche Begegnung einander näher zu bringen, gegenseitige Vorurteile abzubauen und Brücken zwischen den beiden Nachbarländern zu errichten. Durch Einblicke in die individuellen Lebenswege wird über die kognitive und die emotionale Ebene vermittelt, in welchem Maße die gemeinsame Geschichte das Leben der polnischen und der deutschen Menschen und ihr Verhältnis zueinander prägte. Neben der Vergangenheit sind aktuelle Entwicklungen sowie zukünftige Perspektiven der Deutsch-Polnischen Partnerschaft Thema der Biografiegespräche. Die geschilderten Lebensgeschichten werden veröffentlicht um auf diesen Weg bei möglichst vielen Menschen das Interesse für den deutsch-polnischen Dialog zu wecken. Bisher wurden fünf Biografierunden veranstaltet. Sie finden abwechselnd in Pultusk und auf Gut Gödelitz statt. Finanziert wurden die Gespräche über die Warschauer Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit, über die Marion Dönhoff Stiftung und aus eigener Kraft durch die humanistische Akademie Aleksander Gieysztor und durch das ost-west-forum.
Deutschland hat seine geteilte Geschichte überwunden. Anders ist es in Korea: Die Trennung in Süd- und Nordkorea hat nicht nur das Land geografisch und wirtschaftlich gespalten. Auch viele Familien sind getrennt. Mit Seminaren für südkoreanische Regierungsdelegationen und Vorträgen von Axel Schmidt-Gödelitz in Südkorea unterstützt der Verein Wiedervereinigungsprozesse. Auch das Gödelitzer Modell findet sich in Korea wieder: Mit Biografiegesprächen zwischen Südkoreanern und Flüchtlingen aus Nordkorea findet auch hier ein Austausch statt. So soll die Verständigung zwischen denen, die im freien Südkorea aufgewachsen sind und denen, die in einem Staat, der ihnen seit der Geburt vorgeschrieben hat, was sie zu tun und zu denken haben sozialisiert wurden sind, erleichtert werden. Bei einem möglichen, gemeinsamen Neuanfang kann man so verständnisvoller miteinander umgehen und nicht nur ökonomische und verwaltungstechnische Probleme, sondern auch Verständigungsprobleme leichter in den Griff bekommen.