Vortrag von Dr. Siegfried Utzig: Globalisierung als Chance

Sven Giegold von der international agierenden Bewegung ATTAC verdeutlichte vor allem die Schattenseiten der Globalisierung: Das Ziel, Kapitalbewegungen und Handel so einzusetzen, dass sie überall in der Welt eine positive Entwicklung auslösten, sei nicht erreicht worden. Im Gegenteil: Die Kluft zwischen Reich und Arm sei größer geworden, zwischen Nord und Süd wie auch innerhalb der Industrieländer. Der Druck der international agierenden Wirtschaft auf die nationalen Regierungen sei enorm und tendenziell Demokratie gefährdend. Die Probleme seien nur im Rahmen globaler Vereinbarungen lösbar. Voraussetzung dafür sei eine weltweite ökonomische Alphabetisierung, ein waches Bewusstsein und solidarisches Engagement einer breiten internationalen Öffentlichkeit.

Dr. Siegfried Utzig vom Bundesverband deutscher Banken, betont eher die Chancen der Globalisierung.

Aus seiner Sicht ist die Globalisierung für erstaunlich viele Menschen immer noch ein Buch mit sieben Siegeln. Für die einen sei das Zusammenwachsen von Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Kultur die Befreiung von engen Grenzen, für die anderen bedeute es Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes, der sozialen Sicherheit sowie der persönlichen und nationalen Identität. Globalisierung sei zum Mythos geworden, der für alle möglichen Entwicklungen und Fehlentwicklungen auf der Welt herhalten müsse.

Die Mystifizierung des Begriffs verstelle den Blick darauf, worum es sich bei der Globalisierung eigentlich handele – nämlich um einen Wettbewerbsprozess. Dieser sei prinzipiell gestaltbar. Neu sei allerdings, dass sich neben den Unternehmen auch die Politik – und hier insbesondere die Wirtschaftspolitik – dem globalen Wettbewerb stellen müsse. Wirtschaftspolitische Entscheidungen verschafften Vor- und Nachteile im globalen Wettbewerb, schafften oder vernichteten damit individuellen und gesamtwirtschaftlichen Wohlstand. Ob für das einzelne Land vom wachsenden Wohlstandskuchen der Weltwirtschaft etwas abfalle und wie groß dieser Anteil sei, hänge überwiegend von der Qualität der nationalen Wirtschaft ab.

Wie diese nationale Wirtschaftspolitik gestaltet sein muss, um aus dem Globalisierungsprozess Vorteile erzielen zu können, davon war in diesem Vortrag die Rede.


 

Zur Person:

Siegfried Utzig wurde 1955 in St. Wendel / Saar geboren. Nach Abitur und Wehrdienst studierte er Volkswirtschaft an den Universitäten in Mannheim und Saarbrücken. Nach Abschluss des Studiums war er zwischen 1981 und 1986 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Saarbücken bei Prof. Dr. Dieter Schmidtchen. Dort entstand auch die Dissertation über die Konjunktur- und Ordnungstheorie von Friedrich August von Hayek.

Anschließend arbeitete er als Referent beim Bundesverband der Deutschen Industrie in der Abteilung Wirtschaftspolitik mit dem Arbeitsschwerpunkt Konjunkturpolitik, wirtschafts-politische Grundsatzfragen und Globalisierung. Seit 1995 ist er Abteilungsdirektor beim Bundesverband deutscher Banken im Geschäftsbereich Volkswirtschaft, EU-Politik und internationale Beziehungen und ist dort zuständig für volkswirtschaftliche Grundsatzfragen.