Döbelner Anzeiger – Die Aufseher der Banken und der Geldfilz

26.01.2009

Harald Schumann analysiert beim Ost-West-Forum auf Gut Gödelitz die Finanzkrise.

Die personelle Verflechtung von Finanzwirtschaft, Politik und Staat ist eine der Ursachen für die Finanzkrise weltweit. Dies sagte der renommierte Wirtschafts- und Globalisierungsexperte sowie Bestsellerautor Harald Schumann (“Die Globalisierungsfalle“) am Sonnabendabend beim Ost-West-Forum auf Gut Gödelitz. Er analysierte die Finanzkrise.

Beim Finanzgipfel der G20 in Washington waren sich die Staaten einig, die Weltfinanzwirtschaft mit Regulierungen zu belegen und Transparenz zu schaffen. „Ob dies aber gelingt, bleibt offen“, so Schumann. Misstrauen sei berechtigt. Denn bei den Aufsichtsbehörden gebe es keine Trennlinie zwischen dem Spitzenpersonal und der Finanzindustrie.

 

Wechsel auf die andere Seite

 

Zum Beispiel bei der Filiale der Notenbank Federal Reserve in New York, deren Mitarbeitern die Bankenaufsicht untersteht: Dort wechseln die Chefaufseher nach Ende ihrer Amtszeit auf die Seite derer, die sie zuvor beaufsichtigt haben, sagte Schumann. So diene der langjährige New Yorker Fed-Chef Gerald Corrigan bei Goldman Sachs. Sein Nachfolger William McDonough heuerte bei der Investmentbank Merill Lynch an und ist nun bei deren Notverkauf an die Bank of America hilfreich, indem er Beziehungen spielen lässt, um Auflagen zu verhindern.

Das galt auch für Deutschland, so Schumann. Unter dem Druck, den hiesigen Finanzplatz attraktiv zu gestalten, habe die rot-grüne Regierung mit Finanzminister Hans Eichel (SPD) alle Barrieren abgebaut, die der Begrenzung des Risikos dienen sollten. Dazu zählte die Zulassung von Hedgefonds, vor allem aber die Erlaubnis für die Banken, Gesellschaften in Steueroasen zu gründen, die keiner Vorschrift zur Bildung eines Risikopolsters in Form von Eigenkapital unterlagen.

Beispiele für den Geldfilz biete unter anderem der CDU-Politiker und Bundestagsabgeordnete Friedrich Merz, sagte Schumann. Er sei nicht nur Politiker, sondern vertrete als Rechtsanwalt gleichzeitig die Banken. Und Cajo Koch-Weser, Staatssekretär im Finanzministerium, hatte sich im Interesse der Großbanken für die Privatisierung der Sparkassen stark gemacht. Er ging nach dem Regierungswechsel 2006 zur Deutschen Bank.

Von Dagmar Doms-Berger