Qualitätsmedien Massengeschmack Quote. Öffentlicher Rundfunk auf dem Prüfstand

Veranstaltung am 7.2.2009

Vortrag und Diskussion von und mit dem Intendanten des Deutschlandradios Prof. Ernst Elitz

Gehören Sie auch zu den Menschen, die morgens beim Aufwachen sofort das Deutschlandradio einschalten? Gehören Sie auch zu denen, die sich durch das teilweise dümmlichen Gequatsche, das uns aus den immer zahlreicher auftauchenden Dudelsendern entgegen schlägt, nicht den Tag verderben lassen wollen? Die dankbar sind, Programme zu hören, die nicht dauernd durch Werbung unterbrochen werden?

Man mag mich arrogant nennen – ich bekenne mich dazu. Für mich gehören das Deutschlandradio und einige Regionalsender der Dritten Rundfunkprogramme zu den letzten Bastionen seriöser Information und Unterhaltung. Ebenso wie die Fernsehsender ARTE, 3Sat und Phoenix.

Die meisten anderen Sender des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und Fernsehens scheinen sich mehr und mehr der privaten Konkurrenz anzunähern – der Quote wegen. Die Furcht, als „Gebührensender“ wegen einer zu geringen Zuschauer- oder Zuhörerquote in die öffentliche Kritik zu geraten, sitzt tief. Die Versuchung, auf das Niveau der Privaten zu schielen und sich diesem anzunähern, ist einfach zu groß, das Ergebnis offensichtlich.

Wie schafft es aber das Deutschlandradio, trotz durchgehend anspruchsvoller Sendungen einen festen Kundenstamm zu bewahren, ja sogar Zuhörer zu gewinnen? Wer sind diese Zuhörer? Welcher Bildungsschicht, welcher sozialen, politischen oder parteipolitischen Ausrichtung sind sie zuzuordnen?

Ist das Programmangebot auch für die jüngere Generation attraktiv? Denn sie ist es, die bei einer zunehmenden Primitivisierung der Gesellschaft den öffentlich-rechtlichen Qualitäts-Rundfunk künftig verteidigen muss. Wäre es in diesem Zusammenhang nicht wichtig, sich für Medienerziehung in den Schulen einzusetzen?

Viele Fragen. Wir sind dankbar, dass wir für diesen Themenbereich einen der profiliertesten Kenner der deutschen Medienlandschaft, den Intendanten des Deutschlandradios, Professor Ernst Elitz, gewinnen konnten.


 

Zur Person:

elitz.jpgErnst Elitz ist am 24. Juli 1941 in Berlin geboren. Er studierte von 1960 – 1968 an der Freien Universität Berlin Germanistik, Theaterwissenschaft, Politik und Philosophie. Bereits während seines Studiums arbeitete er als Reporter und Redakteur beim RIAS Berlin und in freier Mitarbeit u.a. für DIE ZEIT.

1969 ging er für fünf Jahr nach Hamburg, um dort beim SPIEGEL über Bildungs-, Hochschul- und Wissenschaftspolitik zu berichten. 1974 wechselte er zum ZDF nach Berlin. Elf Jahre berichtete er aus Ost- und West-Berlin und der DDR, er arbeitete für „Kennzeichen D“, den „Länderspiegel“ und den Nachrichtensendungen „heute“ sowie „heute journal“.

Von 1985 bis 1994 leitete er als Fernseh-Chefredakteur beim SÜDDEUTSCHEN RUNDFUNK diverse Sendungen, darunter „Pro & Contra“, den „Weltspiegel“ und die „Brennpunkt“-Sondersendungen. Seit April 1994 ist Ernst Elitz Intendant des DEUTSCHLANDRADIO’s.

Im Laufe seiner Karriere gab Ernst Elitz an verschiedenen deutschen Universitäten immer wieder Seminare. Seit Oktober 2005 ist er Honorarprofessor an der Freien Universität Berlin. Im November 2006 übernahm er dort den Direktorenposten der Berlin Media Professional School. Ernst Elitz ist Mitglied und Teil der Jury zahlreicher Organisationen und Gremien.

Ernst Elitz erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Gustav-Heinemann-Bürgerpreis (1991), den Hans-Böckler-Preis (1997) und den Goldenen Prometheus-Preis als „Radiojournalist des Jahres 2007“. Außerdem ist er Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (2004).