Döbelner Allgemeine Zeitung – Ganz legale Täuschung

21.09.2009

 

Thilo Bode von Foodwatch hielt Vortrag bei Ost-West-Forum


Wer weiß schon, was in einer Tütensuppe steckt? Thilo Bode von der Nichtregierungsorganisation Foodwatch hat es sich zur Aufgabe gemacht Verbraucher über gesundheitsschädliche oder bedenkliche Zusatzstoffe in Lebensmitteln aufzuklären und der Lebensmittelindustrie auf die Finger zu schauen. Dazu hielt der ehemalige Greenpeace-Geschäftsführer einen Vortrag beim Ost-West-Forum auf Gut Gödelitz.

Vor ein paar Hundert Jahren war es noch einfach. Da bestand ein Essen aus Zutaten. Garantiert Bio und ohne Zusatz von künstlichen Aromen. Mittlerweile weiß niemand mehr so richtig, was in welcher Tütensuppe steckt und wie schädlich es ist. Thilo Bode von Foodwatch klärte die Besucher des Ost-West-Forums am Sonnabend über einige Machenschaften der Lebensmittelindustrie auf.
„Das, was ganz legal auf dem Lebensmittelmarkt passiert, ist das eigentliche Problem“, erklärte Thilo Bode dem Publikum. Mit legaler Täuschung meint Bode die Strategie der Lebensmittelindustrie, dass Produkte einen falschen Eindruck erwecken, oder sich auf irrsinnige Studien berufen. So würden Drinks, die vor Erkältung schützen sollen, nicht mehr bewirken, als ein normaler Joghurt. „Dafür machen sie aber dick, weil sie viel Zucker enthalten“, erklärte Bode.

Die Lebensmittelindustrie erziele Umsatzsteigerungen nur durch Innovation. „Das ist natürlich ein harter Kampf“, so der Experte. Täuschungen sind eine Sache. Doch in vielen Lebensmitteln verbergen sich auch gefährliche Zusatzstoffe. „Von über 350 in Europa zugelassenen Zusatzstoffen ist die Hälfte gesundheitlich umstritten“, machte Bode deutlich. Ein weiteres Problem liege im deutschen Rechtssystem, denn es muss bewiesen werden, dass ein Zusatzstoff schädlich ist und nicht umgekehrt. Für Thilo Bode von Foodwatch bedeutet eine Diskussion über Essen zu führen, auch über die Gesellschaft zu reden. „Anhand des Essens kann man viele Probleme unserer Gesellschaft thematisieren“, sagte er.

„Ich kannte Foodwatch bisher nicht, aber ich werde mich jetzt im Internet informieren“, sagte Angelika Feldmann. „Allerdings hätte ich ein paar mehr Beispiele erwartet“, sagte die Rossauerin. Foodwatch ist eine Nichtregierungsorganisation, die sich mit der Qualität von Lebensmitteln und Verbraucherrechten beschäftigt. Die Organisation wurde von Thilo Bode gegründet und hat inzwischen über 14 000 Förderer.
Thilo Bode von Foodwatch klärte die Besucher auf.