Horst Köhler macht Mut zum Handeln – Döblener Anzeiger

Döbelner Anzeiger, Mittwoch, 12. Mai 2010

Horst Köhler mach Mut zum Handeln

von Dagmar Doms-Berger

Der Bundespräsident spricht im Ost-West-Forum auf Gut Gödelitz über bürgerschaftliches Engagement.
Bundespräsident Horst Köhler war gestern zu Besuch auf Gut Gödelitz und referierte über Bürgerengagement.

Nach Bundespräsident Johannes Rau hat nun auch Bundespräsident Horst Köhler das Ost-West-Forum in Gödelitz besucht und fast 300 Besucher zwei Stunden lang auf sich konzentriert. Mit ihm war auch Bundesminister a. D. Egon Bahr gekommen. Horst Köhler referierte zum Thema „Wandel durch Bürgerengagement“, Egon Bahr kommentierte und ergänzte mit seiner Sicht auf die Dinge. Bei seiner Rede ermutigte der Bundespräsident zum engagierten Handeln auf kommunaler Ebene. Er sparte dabei nicht mit Kritik, die er jedoch vorsichtig formulierte.

Horst Köhler belegte anhand von zahlreichen Beispielen, dass sich Engagement lohnt. Er nannte Interessengemeinschaften, die sich für regionale Wirtschaftskreisläufe einsetzten, und Belegschaften, die ihren Betrieb übernahmen. „Jeder Einzelne sollte seine Möglichkeiten nutzen, sei sie auch noch so klein“, so der Bundespräsident. Er warnte jedoch davor, dass sich der Staat auf dem Engagement seiner Einwohner ausruht. Engagieren könnten sich Menschen aber nur, wenn die Bedingungen stimmten und gesellschaftliche Gerechtigkeit gelte.

An dem Punkt setzte seine Kritik an der Politik an. „Bildung für alle ist die beste Form der sozialen Gerechtigkeit“, sagt Köhler. „Daran hapert es bei uns.“ Kritisch äußerte er sich zur Art der Wissensvermittlung. Neben dem kognitiven Wissen sei die soziale Kompetenz ebenso wichtig. Der Staat müsse außerdem dafür sorgen, dass die Finanzkrise nicht zu Lasten der Allgemeinheit geht. Der Bundespräsident sprach sich dafür aus, den Kommunen mehr Gestaltungsspielraum zuzugestehen. „Die ideenreichsten Leute tummeln sich auf Gemeindeebene“, so Köhler. Die Kürzung von Geld und enorme Verwaltungsvorschriften behinderten persönliches Engagement.

Am Ende stand die Frage: Wie stark ist die Kraft der Worte? Dazu musste der Bundespräsident eingestehen: „Ich frage mich manchmal, ob mein Wort Wirkung hat.“ Egon Bahr sieht Horst Köhler so: „Er hat seine gesellschaftskritische Art bis heute durchgehalten. Das ist für mich Glaubwürdigkeit.“

Höchste Sicherheit
Für den Besuch des Bundespräsidenten galt die höchste Sicherheitsstufe. Schon am Ortseingangsschild von Dreißig stand die erste schwarze Limousine. In der letzten Kurve vor Gödelitz war ein Polizeiwagen postiert. Rund 60 Helfer waren an diesem Abend auf den Beinen, unter anderem von den Feuerwehren Mochau und Roßwein sowie vom Rettungsdienst. Um 17.25 Uhr stieg der Bundespräsident mit seiner Frau aus dem Helikopter der Bundespolizei, der sie von Berlin nach Gödelitz gebracht hatte. Der Hubschrauber landet auf der großen Wiese hinter dem Gut. Ohne Akkreditierung gab es keinen Einlass, der Personalausweis war vorzuzeigen. Sicherheitsbeamte hatten jeden Winkel rund um das Gut im Blick. Schon im Vorfeld war das Gut untersucht worden. Der Bundespräsident blieb für zwei Stunden in Gödelitz. Danach flog er zurück nach Berlin.