Wissenschaftler sagen mehr Unwetter voraus
Der Klimaforscher spricht von einem A1B-Szenario wenn es um die globale Erwärmung geht. Spüren wir das jetzt schon?
Prof. Dr. Manfred Stock ist Vorstandsbeauftragter Regionalstrategien des Potsdam• Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).
Stock beschrieb drei Möglichkeiten, wie sich das Klima in den Jahren bis 2300 verändern und welche Folgen das haben könnte. Schon jetzt sind einige Auswirkungen auch für den Laien sicht- und spürbar.
Höhere Schadensummen
„Wenn wir keinen Klimaschutz betreiben, wird sich die Erde ungebremst erwärmen. Ideal wäre, wenn wir die Erwärmung auf maximal 2 Grad begrenzen könnten“, so Manfred Stock. Da er nach dem gerade erst beendeten UN-Nachhaltigkeitsgipfels in Rio de Janeiro nicht davon ausgeht, dass dies gelingt, zeigte er ein A1B-Szenario auf. Die geschilderten Auswirkungen kamen den Gästen unter den Eindrücken der aktuellen Nachrichten hinsichtlich Unwetter und Überschwemmungen in einzelnen Gebieten recht bekannt vor. „Wir müssen mit höheren Temperaturdifferenzen rechnen. Die Niederschläge werden keine konstanten Verhältnisse mehr haben. Auf uns kommen extremere Unwetter zu, die zum Teil sehr lokal sein können, und tropische Wirbelstürme nehmen zu“, so Manfred Stock. Treten heute Unwetterschäden jährlich in Höhe von 500 Millionen Euro auf, ist künftig mit mehr als dem Doppelten zu rechnen – davon gehen die Wissenschaftler aus. „Extremwetterlagen, die zum Beispiel zu einem 100-jährigen Hochwasser führen, werden in Zukunft in wesentlich kürzeren Abständen eintreten“, sagte Manfred Stock.
Er nannte nicht nur Nachteile der globalen Erwärmung. Ein positiver Aspekt sei beim Weinanbau zu finden. Die Ernte beginne immer früher und mit neuen Rekorden. In Hessen habe es ein Landwirt geschafft, zwei Ernten in einem Jahr einzufahren – vorausgesetzt, der Hagel vernichtet diese nicht.
Was können die Menschen tun, um die globale Erwärmung so niedrig wie möglich zu halten? „Wir müssen auf erneuerbare Energien, Energieeffizienz und energetische Gebäudesanierung setzen. Hinzu kommen Elektromobilität und die systemoptimierte Industrieproduktion“, so Stock. Dabei gebe es ein Problem. Nun, da die Wissenschaft den richtigen Weg gefunden habe, wie die globale Erwärmung zu bremsen sei, müssten die Menschen die Irrwege verlassen. Das brauche Zeit, und die gebe es nicht.
Händler des Zweifelns
Hinzu kommt, dass es sogenannte Klimaskeptiker gibt. Sie zweifeln die wissenschaftlichen Ergebnisse an und sind der Meinung, dass der Treibhauseffekt durch natürliche Ursachen entsteht. Die Klimaskeptiker stehen in einer Reihe mit einflussreichen, von der Industrie finanzierten Instituten, die wortmächtig die Gefahren und Risiken des Rauchens und Passivrauchens, des Ozonlochs und des sauren Regens leugnen. Ihr Ziel ist es, die staatliche Regulierungen der betroffenen Wirtschaftszweige zu verhindern.