Döbelner Allgemeine Zeitung – “Rechtsextremismus ist immer um uns”

Montag, 3. Dezember 2012

 

Prof. Dr. Elmar Brähler zeigt Ergebnisse neuester Umfragen / Ausländerfeindlichkeit im Osten höher als im Westen

 

 “Menschen, die im Osten leben und ausländerfeindlichen Aussagen zustimmen, findet man am häufigsten unter SPD-Wählern – natürlich neben den NPD-Wählern”, stellte Prof. Dr. Elmar Brähler am Sonnabendabend auf dem Gut Gödelitz während seines Vortrages fest.

Viele Zahlen, Fakten, Daten und Diagramme schmiss Brähler seinen Zuhörern dabei um die Ohren. Unter dem Titel “Die Mitte im Umbruch – Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2012” präsentierte Brähler zusammen mit Dr. Oliver Decker eine Studie über die Unterschiede zwischen Ost und West, aber auch in Bezug auf Parteiangehörigkeit, Bildungsstand, Altersgruppen und vieles mehr.

“Wir betrachteten in unserer Umfrage, die wir von Angesicht zu Angesicht gemacht haben, die Dimensionen rechtsextremer Einstellungen”, läutete Brähler seinen Vortrag ein. Sechs “Einstellungen” wurden dabei betrachtet: Verharmlosung des Nationalsozialismus, Ausländerfeindlichkeit, Befürwortung einer rechtsautoritären Diktatur, Antisemitismus, Sozialdarwinismus und Chauvinismus.

Den etwa 2500 Befragten wurden Aussagen vorgelesen, denen sie zustimmen sollten oder nicht, in mehreren Abstufungen. Herausgekommen sind eine Menge interessante und auch aufrüttelnde Ergebnisse.

“Die Ausländerfeindlichkeit ist im Osten höher als im Westen. In den letzten zehn Jahren – von 2002 bis 2012 – nahm die Prozentzahl im Westen von 11,3 auf 7,3 ab, während sie im Osten von 8,1 auf 15,8 anstieg”, schlussfolgerte Brähler aus seinen auf einer Leinwand präsentierten Diagrammen, die seine Aussagen belegten.

Ein ebenso wichtiger Punkt – unabhängig von Ost und West – sei die Bildung. Während “nur” 10,7 Prozent der Befragten mit Abitur den chauvinistischen Aussagen zustimmten, waren es bei den Befragten ohne Abitur 21,3 Prozent. “Ich möchte Leute mit geringer Bildung nicht über einen Kamm scheren. Aber das Ergebnis zeigt deutlich, dass die Bildung ein wichtiger Aspekt ist, den wir nicht außen vor lassen sollten”, erklärte Brähler.

In Bezug auf die Parteizugehörigkeit äußerte Brähler weiter: “Ich glaube, dass in anderen Parteien genau so viele Menschen rechtsextreme Ansichten teilen, wie in der NPD.” Damit will er auf ein großes Problem hindeuten und wachrütteln: “Rechtsextremismus ist immer um uns, nicht nur bei der NPD, die das offensichtlich zelebriert. Wir können diesem Problem nicht aus dem Weg gehen.” Auf die Frage, ob er es befürworten würde, die NPD zu verbieten, sagt Brähler: “Das würde nichts bringen. Dadurch wird der Rechtsextremismus nicht zerstört.” Erklärtes Ziel Brählers und einziger Weg aus dem Rechtsextremismus: Demokratie lernen und leben. Umbrüche gestalten. “Das sollte unsere höchste Priorität im Kampf gegen Rechts sein.”(sj).