Gewachsenes und Gestaltetes: Fotografien des Meißner Künstlers Daniel Bahrmann

Die 43. Kunstausstellung des ost-west-forums wurde im Vorprogramm der Veranstaltung am 10.03.2018 eröffnet.

Die Ausstellung zeigt zwei Themenfelder und zwei Darstellungsweisen. Es sind einerseits  Landschaftsbilder in natürlicher, gegenständlicher Darstellung und andererseits abstrakte Form- und Farbkompositionen. Der Ausstellungstitel verweist auf das Verhältnis von Natur und Kultur, auf unsere menschliche Doppelnatur. Wir sind natürliche und wir sind kulturelle Wesen. Wir sind beides und brauchen beides.

Kunst ist ein wesentliches Element von Kultur. Im künstlerischen Schaffen von Daniel Bahrmann spielt die Natur eine große Rolle. Seine Bilder sind oft von Natur angeregt und auf diese bezogen. Bei seinen Landschaftsfotografien ist das augenfällig. Hier sind der dokumentierende und der künstlerische Aspekt von gleicher Bedeutung. Bei seinen abstrakten Fotografien dominiert der künstlerische Aspekt.

Morgenstimmung an der Elbe. Foto: Daniel Bahrmann

„Es gilt, die Fotografie als künstlerisches Medium herauszustellen, mit Hilfe von Abstraktion und Verdichtung… Als Künstler interessiert mich das Abstrahieren von Sichtweisen. Ich versuche durch abstrakte Darstellung mich dem Inneren der Welt und des Universums zu nähern. Ich versuche Analogien zu schaffen, wie man sich das Unendliche vorstellen kann. Dabei ist es mir wichtig, mit starker Farbigkeit und Kontrasten zu arbeiten. Ich spiele gern mit Formen und Farben und versuche neue Kompositionen zu finden, die wie Metaphern für andere Bedeutungszusammenhänge stehen und so Unsichtbares visualisieren.“

Die Laudatio von Prof. Dr. Wendelin Szalai steht hier zum download zur Verfügung: 

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Polygon. Foto: Daniel Bahrmann

Für seine Reihe „Polygone“ hat Bahrmann verschiedene Alufolien zerknittert und zerknüllt und die Ergebnisse unter Beleuchtung fotografiert. Die so zufällig entstandenen „Vielecke“ haben äußerlich einen starken grafischen Reiz. Für den Künstler sind sie eine Metapher für die wunderbare innere Ordnung aller Natur, unsere eigene eingeschlossen.

Ähnlich verhält es sich bei den Farbspielereien. So hat Daniel Bahrmann beispielsweise verschiedenfarbige Tinten in ein Gefäß mit Wasser getropft und deren langsame Ausbreitung fotografiert. Die malerisch wirkenden Bilder sind nicht nur reizvoll, sondern für ihn eine weitere Metapher für die durch Strukturen und Bewegungen geordnete Welt, auch unsere eigene. Er macht im Mikrokosmos seiner Arbeiten den Makrokosmos sichtbar.

 

 

Farbspiel. Foto: Daniel Bahrmann

Für uns Betrachter ist bei abstrakten Arbeiten der Deutungsspielraum besonders groß, unsere Fantasie besonders gefragt. Wir können uns an den schönen Landschaftsbildern erfreuen.

Wir können über unsere Verantwortung für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen nachsinnen. Wir brauchen die Natur zum Überleben. Die Natur braucht uns nicht. Wir können staunen über das Wunder der Ordnung durch Strukturen und Rhythmen  in Weltall und Natur, eingeschlossen unserer eigenen. Aber vielleicht rufen diese Form- und Farbspielereien auch ganz andere Bilder in uns wach. Probieren wir es aus.

Zur Person:

Daniel Bahrmann, Selbstportrait.

Daniel Bahrmann, 1975 in Radebeul geboren, ist als Kind mit seinen Eltern 1988 in den Westen ausgereist. In Braunschweig hat er an der Hochschule für Bildende Künste sein Studium  mit dem Diplom für freie Kunst abgeschlossen. Seit 2005 lebt und arbeitet er als freischaffender Künstler in Meißen. Seit mehr als zehn Jahren befördert er das kulturelle Leben in dieser Stadt. Er ist Vorsitzender des Meißner Kunstvereins, Initiator des Meißner Grafikmarktes und Mitgründer des Literaturfestes Meißen. Mit Werbefotografie sichert er sich die finanzielle Grundlage für seine künstlerische Fotografie. Arbeiten von ihm waren bereits auf mehreren Ausstellungen in Meißen und Dresden zu sehen, aber auch in Braunschweig, Hannover und Mönchengladbach.