Nach dem Krankenbericht folgt die Therapie:
Nur tief greifende und schmerzhafte Reformen – so wird uns vermittelt – könnten den Standort Deutschland noch retten. Das hören wir von der Regierung und der Opposition, von Wirtschaftswissenschaftlern, von Managern und den wichtigsten Medienvertretern. Und weil dies alles kluge und kundige Leute zu sein scheinen, und die Masse der Bevölkerung von Wirtschaft wenig versteht, werden die Reformen zunehmend hingenommen. Wer kann sich auf Dauer Einsichten verschließen, die fast unisono als notwendig und alternativlos dargestellt werden?
Mit seinem Buch „Die Reformlüge – 40 Denkfehler, Mythen und Legenden, mit denen Politik und Wirtschaft Deutschland ruinieren“ geht ein weithin unbekannter Nationalökonom namens Albrecht Müller frontal gegen die Wirtschafts- und Reformpolitik in unserem Lande an.
Albrecht Müller hat ins Schwarze getroffen. Das Buch – pädagogisch aufbereitet und auch für Nicht-Ökonomen verständlich – ist ein Bestseller geworden. Es scheint nun die seit langem überfällige breite Diskussion über Reformalternativen in unserem Lande auszulösen.
Deutschland – besser als sein Ruf
Albrecht Müller ist nicht irgendwer. Er war Leiter der Planungsabteilung im Bundeskanzleramt unter Willy Brandt und Helmut Schmidt und somit einer der politisch einflussreichsten Vordenker dieser Zeit.
Seine Analyse: Das Land ist besser als sein Ruf. Der Ruf wird bewusst schlecht geredet, um die Notwendigkeit von Reformen zu begründen. Eine Reform folgt der anderen – aber die Lage wird nur noch schlechter. Wir sparen – und die Schulden wachsen. Der Arbeitsmarkt wird flexibilisiert – aber die Zahl der Arbeitslosen wächst. Die Steuern werden gesenkt – aber die Wirtschaft kommt nicht auf Touren.
Was ist die Alternative zu dieser Politik? Albrecht Müller weist auf die erfolgreiche Wirtschaftspolitik der USA unter Präsident Clinton hin und zeigt auf, was aus seiner Sicht in Deutschland getan werden muss, um die Konjunktur wieder anzukurbeln und die Arbeitslosigkeit zu reduzieren.
zur Person:
Geboren 1938 in Heidelberg, Studium der Volkswirtschaftslehre und Soziologie in Mannheim, Berlin, München und Nottingham. Ab 1968 Ghostwriter für den damaligen Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller. Von 1970 bis 1972 war er als Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des SPD-Parteivorstandes maßgeblich an der Wahlkampfarbeit Willy Brandts beitligi, danach hat er von 1973 bis 1982 als Leiter der Planungsabteilung im Bundeskanzleramt unter Willy Brandt und Helmut Schmidt gearbeitet.
Nach dem Wahlsieg von Helmut Kohl 1982 begann Müllers Karriere als freiberuflicher politischer und wirtschaftspolitischer Berater. Von 1985 bis 1986 gehörte er der Wahlkampfmannschaft des niedersächsischen SPD-Spitzenkandidaten Gerhard Schröder an. 1987 zog Müller in den Bundestag ein, dessen Mitglied er bis 1994 blieb.
Heute ist er als Autor und Journalist, Politik- und Unternehmensberater tätig.