Veranstaltung am 11.05.2010
Das Thema ist wichtig, eine lebendige Demokratie ist ohne den gebildeten, selbstbewussten, toleranten, kritischen und sozial engagierten Citoyen nicht denkbar. In Hunderten von Vereinen, Initiativen und Stiftungen wird Großartiges geleistet – meist unentgeltlich und auf ehrenamtlicher Basis.
Es beinhaltet aber auch politischen Sprengstoff. Die Frage, wie die Aufgabenverteilung zwischen Staat und Bürgergesellschaft aussehen soll, wird oft mit großer Heftigkeit diskutiert.
Zieht der Staat Tätigkeitsfelder an sich, die ihn zum paternalistischen, ja autoritären Staat werden lassen und nimmt er damit den Bürgern die Möglichkeit und die Freude am gesellschaftlichen Mitgestalten? Oder wird Bürgerengagement zum sozialen Reparaturbetrieb eines Staates, in dem Bund, Länder und Kommunen wichtige Aufgaben wegen Überschuldung nicht mehr wahrnehmen können? Wird am Ende das Recht auf soziale Grundsicherung durch private Wohltätigkeit ersetzt?
Zur Person: Prof. Dr. Horst Köhler
Geboren 1943 im polnischen Skierbieszow. 1944 Flucht der Familie vor den sowjetischen Truppen nach Markkleeberg-Zöbigker bei Leipzig.
1953 Flucht nach Westdeutschland. 1963 besteht Horst Köhler im schwäbischen Ludwigsburg, der neuen Heimat der Familie, seine Abiturprüfung.
Nach Wehrdienst und Ausbildung zum Reserveoffizier folgt von 1965 bis 1969 das Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Tübingen. 1977 Promotion. Titel der Doktorarbeit: “Freisetzung von Arbeit durch technischen Fortschritt”.
Seit 1976 arbeitet Köhler in der Grundsatzabteilung des Bundesministeriums für Wirtschaft in Bonn. 1981 wechselt er als Referent des Schleswig-Holsteinischen Ministerpräsidenten Stoltenberg nach Kiel. 1982 Rückkehr nach Bonn. 1990 Berufung zum Staatssekretär im
Bundesministerium der Finanzen. In dieser Position verhandelt er mit der DDR-Regierung über die deutsch-deutsche Währungsreform.
Beim Maastricht-Vertrag ist er Chefunterhändler über die Europäische Währungsunion.
Nach seinem Ausscheiden aus der Bundesregierung ist Horst Köhler von 1993 bis 1998 Präsident des Deutschen Sparkassen – und Giroverbandes, anschließend ist er von 1998 bis 2000 Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London. Im Jahr 2000 wird er zum Geschäftsführenden Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington D.C. berufen. Seit dem 1. Juli 2004 ist Horst Köhler Präsident der Bundesrepublik Deutschland, am 23. Mai 2009 wird er von der Bundesversammlung mit der absoluten Mehrheit für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt.
Horst Köhler wird 2003 zum Honorarprofessor der Universität Tübingen ernannt.
Zur Person: Prof. Dr. h.c. Egon Bahr
Geboren 1922 in Treffurt/Thüringen. Schulzeit in Berlin. 1942 bis 1944 Soldat im Zweiten Weltkrieg. Nach 1945 arbeitet er als Journalist bei verschiedenen Zeitungen und zehn Jahre lang als Chefkommentator beim RIAS Berlin (Radio im amerikanischen Sektor). 1960 bis 1966 Senatssprecher und Leiter des Presse- und Informationsamtes unter dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt.
In dieser Zeit entwickelte Bahr gemeinsam mit Willy Brandt die Leitgedanken für die spätere neue Ostpolitik. Bahr wird zum Architekten der Verträge mit Russland, Polen und der DDR (“Wandel durch Annäherung”) sowie zum Vordenker und Strategen für die Beendigung des Kalten Krieges. Mit Beginn der Kanzlerschaft Willy Brandts wird er Staatssekretär und Bundesminister für besondere Aufgaben im Bundeskanzleramt in Bonn.
Nach dem Rücktritt Brandts wird Egon Bahr 1974 Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Von 1976 bis 1981 bekleidet Bahr das Amt des Bundesgeschäftsführers der SPD. Bis 1991 ist er Präsidiumsmitglied der Partei. Von 1984 bis 1994 leitet er das Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik in Hamburg.
Anlässlich seines 80. Geburtstages wird Egon Bahr die Ehrenbürgerwürde von Berlin verliehen.